Chronik


Gründung und Gründer

Der Männergesangverein „Harmonie“  ging aus der „Vereinigten Gesellschaft Bensheim“ hervor, die ihr Vereinslokal im damaligen „Kasino“ hatte In diesem heute noch stehenden Gebäude in der Rodensteinstraße 38 (zwischen Volksbank und Sparkasse) waren damals die Vereins- und Clubräume der besseren Gesellschaft untergebracht, vgl. die am Haus angebrachte Erinnerungstafel (Erinnerungstafel.pdf).

Der Gründungstag 17.8.1861 ist urkundlich belegt. Als Gründer sind folgende Herren durch die Chronik übermittelt: Beigeordneter Eduard Heckler, Apotheker Leo, Güterverwalter Gimbel, Weinhändler August Feigel, Schulinspektor Karg, Dr. med. Kraus, Buchbindermeister und Fotograf Hermes, Kaufmann Georg Mergler, Regierungsbaumeister Kreißig, Buchdruckereibesitzer Gotthard Beger, Gymnasiallehrer Professor Dr. Schlenger, Oberlehrer Lippert, Zigarrenfabrikant Simon Laudenheimer, Gymnasiallehrer Professor Dr. Stoll, Gerbereibesitzer Seb. Franz Müller, Musiklehrer Klassert, Kommerzienrat Gustav Guntrum, Gerbereibesitzer Georg Müller und Philipp Franz Müller, Dr. med. Metzler, Lehrer Voß, Bürovorsteher Eckert, Fabrikant Lazarus Laudenheimer und Postdirektor Hallwachs (Gründungsurkunde.pdf).

Bis zum Jahre 1879 war das Vereinslokal im „Kasino“, wechselte dann ins Hotel „Deutsches Haus“, um die Harmonie auf eine breitere Grundlage zu stellen. Dadurch wurde sie Mittelpunkt der bürgerlichen Kreise unserer Stadt. Das Hotel „Deutsches Haus“ stand zum Teil auf dem freien Platz nördlich des heutigen Parktheaters. An der Stelle des großen Saales des „Deutschen Hauses“ steht heute das Parktheater. (Vgl. auch einen Beitrag zur Bensheimer Stadtgeschichte aus dem Bergsträßer Anzeiger vom 27.02.2013 "Deutsches Haus.pdf")

Erster Präsident des Vereins war 20 Jahre lang Gerbereibesitzer Sebastian Franz Müller,  es folgten von 1881 bis 1882 Steuerkontrolleur Bischoff. 1883 bis 1886 Franz Müller, 1887 – 1889 Bauunternehmer Konrad Haaf, 1890 Fritz Kämmerer, 1891 Franz Haßloch und 1895-1902 Baumeister Mickel.  Im Jahr 1903 wurde Beigeordneter Krenkel zum Ersten Vorsitzenden gewählt. Abgelöst wurde er von 1912 bis 1925 von Fabrikant Lange.

Die musikalische Leitung lag in den ersten 14 Jahren in den Händen der Herren Klassert und Armbruster. Die Nachfolger waren, 1879 – 1891 Oberlehrer Roos, 1892 – 1896 Lehrer Michel, 1897-1939 Musikdirektor Döbert. Dazwischen hatte Lehrer Valentin Deckert von 1924 – 1926 die musikalische Leitung übernommen.

Das Vereinslokal wechselte 1893 in den „Ratskeller“ (dieser stand an der Stelle des heutigen Wohnblocks, Nibelungenstraße 10, Ecke zur Kalkgasse), 1895 wieder in das „Deutsche Haus“, 1902 in den „Deutschen Kaiser“ (die Gaststätte „Deutscher Kaiser“ stand an der Stelle des heutigen Kolpinghauses), 1906 in das „Bahnhofshotel“ (das „Bahnhofshotel“ stand an der Stelle des heutigen Hotel „Bacchus“) und 1936 nochmals in das „Deutsche Haus“.
 

Erfolge Anfang des 20.Jahrhundert

Aus Protokollen Anfang des 20. Jahrhunderts geht hervor, dass die „Harmonie“ sich schon damals um das kulturelle Leben der Stadt Bensheim sehr verdient gemacht hat. Bei der Wieder-Einweihung des Bensheimer Rathauses im Jahre 1904 hat ein gemeinsamer Chor aller damaligen Gesangvereine unter Leitung von Herrn Döbert die Feier umrahmt. Das Bensheimer Rathaus stand damals auf dem Marktplatz, dort wo heute das Haus am Markt steht. Das ursprüngliche Gebäude aus dem Jahr 1530 wurde im Laufe der Jahrhunderte immer wieder umgebaut und verändert. 1903/1904 wurde die klassizistische Fassade durch eine neue Fassade im Jugendstil ersetzt. Das Gebäude wurde in den letzten Tagen des 2.Weltkrieges zerstört.

Hatte die „Harmonie“ in der ersten Zeit ihres Bestehens das Hauptgewicht ihrer Vereinstätigkeit mehr im gesellschaftlichen Bereich gesehen, so wurde durch ein großartiges Konzert im Oktober 1905 unter Mitwirkung des Darmstädter Streichquartetts und einiger Solisten aus Frankfurt und Mannheim die seither geübte Tradition gebrochen und sich von nun an verstärkt der Pflege konzertreifer Gesangskunst gewidmet. Der gesellschaftliche Teil kam trotz all der gesanglichen Aktivitäten nicht zu kurz. Besonders die Fastnachtveranstaltungen waren für Bensheim ein gesellschaftliches Ereignis.
 

Unterbrechungen durch Weltkriege

Durch den Ersten Weltkrieg wurde die Vereinstätigkeit unterbrochen. Im Mai 1919 konnte der Verein seine Tätigkeit wieder aufnehmen. Bereits am 6.5.1920 trat die „Harmonie“ wieder mit einem Konzert an die Öffentlichkeit. Auch an der 600-Jahr-Feier der Stadt Bensheim hat sich die „Harmonie“ wesentlich beteiligt. In den Jahren danach ist eine rege Vereinstätigkeit dokumentiert, die das Vereinsleben zwischen den beiden Weltkriegen zu hoher Blüte führte.  Die Jahre nach 1933 haben mit der Gleichschaltung aller Organisationen und Vereine auch der „Harmonie“ ein langsames, aber sicheres Ende bereitet. Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges am 1.9.1939 war jegliche Vereinstätigkeit erloschen.
 

Neuanfang und Jubiläen

Am 8.10.1952 rief der schon am 31.1.1912 in den Verein eingetretene Lorenz Berg alle ehemaligen Sänger und Freunde der „Harmonie“ in Bensheim zur Wiederbelebung des Vereins auf. Durch die große Resonanz konnte bereits am 11.11.1952 die erste Singstunde mit dem Chor „Gott grüße dich“ stattfinden. Zunächst stand Rektor Lorenz Berg dem Verein als Erster Vorsitzender vor und fungierte gleichzeitig als ehrenamtlicher Dirigent. Durch das stete Wachstum des Chores wurde es erforderlich, einen hauptamtlichen Dirigenten zu engagieren. Mit Samuel Kastner wurde ein außerordentlich begabter, erfahrener und idealistischer Chorleiter gefunden, der am 21.8.1953 im damaligen Gesangslokal, Hotel „Deutsches Haus“, die erste Chorprobe hielt. Der Chor entwickelte eine beachtliche Leistungsstärke, die es ermöglichte, schon am 11.12.1954 mit 51 Sängern das erste Konzert in der Aula der Aufbauschule darzubieten. Der große Erfolg spornte zu weiteren Aktivitäten an, was sich sowohl in gesanglicher als auch in gesellschaftlicher Hinsicht zeigte. Dadurch wurde die „Harmonie“ als Männergesangverein im Bensheimer Vereinsleben zu einem bedeutenden Faktor.

Im Jahre 1958 trat ein Wechsel im Vorsitz ein. Aus Altersgründen legte der altverdiente und langjährige Vorsitzende Rektor Lorenz Berg sein Amt nieder. Es folgte Rektor Hans Hechler, unter dessen Leitung das 100-jährige Jubiläum des Vereins gefeiert wurde. Die Hundertjahrfeier der Harmonie wurde im Jahr 1962 gefeiert, da damals das genaue Gründungsjahr 1861 nicht bekannt war. Im Rahmen der Feierlichkeiten wurde dem MGV „Harmonie“ die Zelter-Plakette verliehen.

Die Zelter-Plakette wurde 1956 von Bundespräsident Theodor Heuss als staatliche Auszeichnung für Chorvereinigungen gestiftet. Gestaltet wurde sie vom Kölner Bildhauer Heribert Calleen. Die Eingangsworte des Erlasses lauteten: „Als Auszeichnung für Chorvereinigungen, die sich in langjährigen Wirken besondere Verdienste um die Pflege der Chormusik und des deutschen Volksliedes und damit um die Förderung des kulturellen Lebens erworben haben, stifte ich die Zelter-Plakette.“ (Zelter Plakette.pdf)

Ab 1967 übernahm Jakob Schambach den Vorsitz des Vereins. Beachtenswert war  u.a. der Besuch des Chores „Folklorique de bourgogne“ am 27.3.1966 im Zuge der Verschwisterung der Städte Bensheim /Beaune und der Gegenbesuch vom 6. bis 8.6.1970 der Harmonie in Beaune. Im Januar 1982 hat sich Jakob Schambach aus Altersgründen zurückgezogen. An seine Stelle ist einer der dienst-ältesten Sänger, Eduard Heckler,  getreten. Heckler trat dieses Amt als Enkelsohn eines Gründungsmitgliedes nicht nur aus Verpflichtung, sondern auch mit Begeisterung, mit großem Elan und unermüdlichem Einsatz an.

Die Dirigententätigkeit von Samuel Kastner, die man als Ära in der „Harmonie“ bezeichnen muss, ging aus Altersgründen im Februar 1972 zu Ende. Nachfolger wurde Manfred Grünhag, der mit virtuoser Musikalität den Chorgesang nicht nur pflegte, sondern auch zu fördern und in der Qualität zu steigern verstand. Unter seiner Leitung kann man das Konzert anlässlich des 125-jährigen Jubiläums der „Harmonie“ im Jahre 1986 im Parktheater Bensheim als Höhepunkt bezeichnen. Motiviert durch das erfolgreiche Jubiläumsjahr hat der damals stattliche Chor von 43 Sängern seine Vereinsarbeit mit Begeisterung fortgesetzt.
 

Konzerte und Geselligkeit

Es fanden viele öffentliche Auftritte statt. Viele erfolgreiche Konzerte im Parktheater,  zusammen mit Solisten, dem Mannheimer Hornquartett oder auch dem Akkordeonclub „Blau-Weiß“,  sind heute noch in Erinnerung. Bei dem Konzert mit dem Titel „Melodien aus Osteuropa“ im Jahr 1992 sorgte das virtuose Zigeuner-Ensemble Wedili Köhler mit seinen temperamentvollen Liedern für das nötige Feuer. Auch die Geselligkeit kam nicht zu kurz. „Quellkartoffelabende“,  „Katharinen-Bällchen“ (Das Katharinen-Bällchen war eine Veranstaltung mit Tanz im Dalberger Hof. Da im November der Namenstag Katharina ist, wurde es Katharinen-Bällchen genannt.), Fastnachtveranstaltungen und die Weihnachts- bzw. Jahresabschlussfeier waren immer gut besucht. Ebenso waren  die Sängerfahrten immer sehr gefragt. Tradition ist auch seit dem Jahre 1962 das Weihnachtssingen im Caritasheim St. Elisabeth in Bensheim. 

Aufgrund einer Erkrankung von  Manfred Grünhag musste der Chor ab September 1996 einen neuen Dirigenten verpflichten. Dipl.-Kapellmeister Herbert Weil  wurde verpflichtet. Ein Glücksgriff für die „Harmonie“. Weil hat mit  seiner Musikalität und seinem unermüdlichen Einsatz den Chor hoch motiviert. Auch im Vorstand ergaben sich Änderungen: Ed Heckler legte nach 14-jährigen Engagement den Vorsitz nieder, Hans Schuster, Gerd Ohlmann und Bernhard Findling übernahmen gemeinsam den Vorsitz. Im Jahre 2008 wurde Hans Schuster von Manfred Helfrich im Vorstandstrio abgelöst.

Herbert Weil  war u.a. auch Dirigent der Gesangvereine „Liedertafel“ Erbach und „Eintracht“ Gronau. Zusammen mit diesen Chören wurden viele erfolgreiche Konzerte im Parktheater dargeboten. Hervorzuheben ist das  Konzert im März 2004 in der Stadtkirche St. Georg. Mit 70 Sängern, unterstützt vom Hornquartett Rhein-Main und der Organistin Iris Lohnes, sowie den Bläsern „Brasso con toni“ aus Darmstadt, erlebten die Zuhörer lt. Presse „Einen Hörgenuss erster Güte“, vgl. (Gelungenes Konzert in der Stadtkirche.pdf).

Es folgten Konzerte mit den vielversprechenden Titeln: „Vom Romantischen Chorlied zur Russischen Seele“, vgl. (Stimmgewaltiger Chor mit viel Gefühl.pdf) und „Zwischen Ländern und Kontinenten“. Bei letzterem wirkte  die Tochter des Dirigenten, Cordelia Weil, Mezzosopran und Violoncello mit.
 

Mit Begeisterung ins Jubiläumsjahr 2011

150 Jahre Männergesangverein „Harmonie“ Bensheim. Ein Jubiläum, auf das der Männerchor stolz war. Bei dem Jubiläumskonzert unter der Leitung von Herbert Weil, wirkte wieder Cordelia Weil, Mezzosopran, mit. Weitere Mitwirkende waren Gustavo Quaresma Ramos, Tenor, Elnara Ismailova begleitete den Solisten am Klavier. Die Klavierbegleitung des Chores übernahm Iris Lohnes. Die Moderation hatte Werner Mößinger.
 

Jüngste Vergangenheit

Im Jahr 2012 wurde Manfred Helfrich zum alleinigen 1. Vorsitzenden gewählt. Nach wie vor fanden in jedem Jahr auch gesellige Veranstaltungen statt. Vatertags-Ausflüge, Grillfeste,  Ausflüge,  2013 Bad-Kreuznach und 2014 Schwäbisch Hall. Auch das Weihnachtssingen im Caritasheim ist nach wie vor für die Sänger eine angenehme und selbstverständliche Pflicht.  Ebenso ist die Weihnachtsfeier im Kolpinghaus ein feierlicher und schöner Abschluss des Vereinsjahres.

Im Frühjahr 2013 fand ein Liederabend unter dem Titel "Von Liebe, Sehnsucht und Wein" im Kolpinghaus statt. Es wirkte der Tenor Franz Gürtelschmied aus Wien und die Pianistin Dea Kiknadze aus Georgien mit. Auch die Mitwirkung bei befreundeten Chören in Gronau, Erbach, Pfungstadt und Goddelau sollen nicht unerwähnt bleiben.

Leider verstarb Herbert Weil im Dezember 2014 nach schwerer Krankheit. Mit ihm hat  die „Harmonie“ einen erstklassigen Dirigenten verloren, der durch seine Musikalität und sein Können die Sänger zu begeistern wusste. Die vielen erfolgreichen Konzerte werden unvergessen bleiben.

Von Januar 2015 bis Juni 2017 hatte die Harmonie erstmals eine Dirigentin. Elvira Seib brachte bereits viel Chorerfahrung mit und verstand es ihre „Männer“ immer wieder zu begeistern. Am 08. November 2015 fand im Kolpinghaus ein Liederabend mit Elvira Seib unter dem Titel „Liederabend für Freunde“ statt, an dem vor vollem Haus unter Beteiligung der Sopranistin Monika Volk und der Pianistin Dea Kiknadze eine Auswahl an stimmigen Volksliedern, klassischen Kompositionen, Arien und romantische Melodien dargeboten wurde. Ein zweiter Konzerthöhepunkt war am 26. März 2017 das Frühlingskonzert unter dem Motto, „Weit geh’n die Gedanken“.

Nach der Sommerpause 2017 bis zum Jahresende hatte Lisa-Anna Jeck das Dirigentenamt inne, im Jahr 2018 dirigierte Gudrun Nowak den Chor. Unter dem Motto "Kein schöner Land" nahm der Männergesangverein Harmonie 1861 Bensheim im November 2018 seine Gäste im Kolpinghaus mit auf eine musikalische Reise.

Von 2019 bis Januar 2023 dirigierte Lisa Hofstetter den Chor. In diese Zeit fielen auch die Beschränkungen durch die Corona Pandemie. Der reguläre Probenbetrieb musste stark eingeschränkt werden und sämtliche geplanten Auftritte mussten abgesagt werden. Im Juli 2022 begeisterte die Harmonie im Bürgerhaus Auerbach ihr Publikum mit einem bunten Strauß bekannter Melodien.

 

Gegenwart

Seit Februar 2023 dirigiert Julia Klingel den Chor.

Sie studierte Musik am Konservatorium in Maastricht und ist außer der Zusammenarbeit mit der Harmonie noch als Posaunenchorleiterin, Instrumentallehrerin und Hornistin in Bensheim und Umgebung tätig.

Neben kleineren Auftritten war im Jahr 2023 ein erster Höhepunkt das Singen im Wechsel mit anderen Chören beim Liedernachmittag der Auerbacher Liedertafel im Bürgerhaus Auerbach.